Hand aufs Herz – wie wichtig ist Rechtschreibung auf einer Skala von eins bis zehn?

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Da lässt sich kein Schleifchen drumbinden: In der Frage bin ich voreingenommen. Zum einen liegt das natürlich daran, dass ich unter anderem mit Rechtschreibung und Sprache mein Geld verdiene. Zum anderen aber glaube ich, dass wir alle immer wieder vergessen, warum wir uns irgendwann mal auf eine halbwegs einheitliche Rechtschreibung geeinigt haben. Es ging nämlich nicht darum, alle einfach ein bisschen zu ärgern und ihnen das Leben schwer zu machen – auch wenn sich das manchmal so anfühlt, wenn man über Kommafragen grübelt. Sondern darum, dass wir uns gegenseitig besser verstehen wollten. Wen wir nähmlich alle ainfach ürgenwie schraibn würden wäre dass fiel schwera zu versten. Das Selbe passiert wenn ein Sport Wagen Enthusiast mit Architektur liebe die schreib Weise und groß Klein Schreibung von zusammen gesetzten Wörtern ignoriert. Man müsste beim Lesen viel mehr kombinieren und nachdenken, um einfach nur herauszufinden, was uns das Gegenüber da gerade vermitteln will. Und das ist ja selbst mit korrekter Rechtschreibung manchmal schon knifflig genug.

 

Wenn Lesen zum Schluckauf wird

Jetzt sagen viele bestimmt: „Klingt einleuchtend, aber wenn wir mal ehrlich sind – wie vielen Menschen fallen Rechtschreibfehler im Alltag überhaupt auf, wenn man es damit nicht so übertreibt wie in den Sätzen da oben?“ Und klar, vielen Leuten fällt ein Tippfehler hier und da sicher nicht auf, solange sie den Text noch immer problemlos verstehen können. Bei zu vielen Fehlern bleibt man aber immer wieder hängen, muss zurück, wieder weiter, wieder zurück … Da wird Lesen schnell wie Schluckauf-Haben. Kann man schon mit leben, Spaß macht es aber keinen. Außerdem, und da spricht wieder die Lektorin, ist es zwar lustig, wenn auf der Speisekarte (sicherlich herrlich entspannte) Rastzwiebeln zum Roastbeef gereicht werden oder auf dem Plakat steht, dass jede Pizza 4 Euro und jede Nudel 5 Euro kostet. Wahnsinnig professionell ist es aber nicht.

 

Von Wal-Decken und Wald-Ecken

Wenn ich etwas gelernt habe in den letzten sieben Jahren Textarbeit, dann das: Ein gut gemachter Text ist in mancher Hinsicht unauffällig. Man bleibt im Umbruch nicht an falschen oder unsinnigen Trennungen hängen und fragt sich, was die Wal-Decke da macht, die eigentlich eine Wald-Ecke sein sollte. Man verrutscht beim Lesen nicht permanent in der Zeile, man muss keinen Satz zweimal lesen, weil man ihn erst dann versteht. Unauffälligkeit im positiven Sinne heißt, dass sich das Lesen nicht nach Arbeit anfühlt. Und auch nicht nach Schluckauf. Ich persönlich lese manche Sätze gerne zwei- oder dreimal. Aber nicht, weil ich sie erst dann verstehen kann, sondern weil sie so perfekt formuliert sind, dass ich den Satz einfach noch ein paar Mal genießen, von allen Seiten angucken und in meinem Kopf herumkullern lassen will, ehe ich weitergehe. Das wäre dann auffällig im positiven Sinne. Und um genau dieser schönen Auffälligkeit Raum zu liefern, würde ich der Rechtschreibung eine solide 9 geben auf der Wichtigkeitsskala.


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