Schreibblockade überwinden – Die Angst vorm weißen Blatt

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Und dann sitzt man da. Die weiße Seite wird immer weißer, der Cursor guckt immer vorwurfsvoller, aber die Worte stellen sich stur und wollen einfach nicht kommen. Was tun, wenn sich alles gegen das Schreiben sträubt?

Beim Schreiben gibt es wie bei allem im Leben unterschiedliche Typen und nicht den einen richtigen Weg. Die mannigfachen Tipps gegen Schreibblockaden widersprechen sich deshalb teilweise. Trotzdem können selbst die widersprüchlichsten Kniffe bei ein und derselben Person an verschiedenen Tagen, in verschiedenen Situationen fruchten. Was zu einem passt, findet man ohnehin nur durch Ausprobieren raus. Schlimmer kann’s ja nicht werden, oder?

 

Sich aus der Situation rausnehmen: Spaziergang machen

Wenn kleine Kinder am Rad drehen, nimmt man sie oft kurz aus der Situation raus. Funktioniert auch bei Erwachsenen, die auf Cursor starren. Aufstehen, Schreibtisch verlassen, frische Luft, Bewegung. Klingt zur Hälfte, als hätte ich es aus dem Flyer für eine Kneippkur in irgendeinem Bergkaff abgeschrieben, hilft aber. Innerlich arbeitet das Thema ohnehin weiter in einem, da braucht man nicht mal gezielt drüber nachdenken, sondern kann einfach in Ruhe Eindrücke sammeln gehen.

Wichtig: Notizbuch oder Telefon mitnehmen! Die Ideen für den richtigen Einstieg oder den cleveren Übergang kommen oft ganz von allein, wenn man sich vom Schreibtisch entfernt und ein wenig Bewegung in die Sache kommt. Da wäre schade, wenn man sie nicht schnell aufschreiben kann.

 

Der Prokrastination ein Schnippchen schlagen

In einem Artikel über Prokrastination habe ich mal gelesen, dass das Team an der Uni den Studierenden nur erlaubt hat, eine Stunde am Tag zu arbeiten. Nur eine Stunde, nicht mehr, nicht weniger, egal wie gut oder schlecht es lief. Diese umgedrehte Philosophie führte irgendwann dazu, dass die Studis sich aufs Arbeiten freuten, statt schon mal prophylaktisch Stressausschlag zu kriegen. Irgendwann fühlte es sich fast an wie eine Belohnung und die Zeit konnte langsam gesteigert werden. Den Trick habe ich schon selbst angewendet und muss sagen: funktioniert. Einen Versuch wert, oder?

Alternativ eignet sich natürlich die Methode, die viele von uns jeden Tag durchs Leben bringt: Deadlines, Baby! Mit Freundinnen, Partnern oder jemandem aus dem Arbeitsteam eine Deadline vereinbaren, den Großteil der Zeit um den Text herumstreichen wie eine Katze und auf den letzten Metern gepardenmäßig Vollgas geben bis zum Erreichen des Etappenziels.

 

Gliederung erstellen (am besten lächerlich genau)

Meine schlimmsten Schreibhemmungen hatte ich bei Hausarbeiten an der Uni, wenn alle Vorarbeit getan war und „nur noch“ geschrieben werden musste. Da konnte ich Stunden damit zubringen, das Dokument mit bloßer Willenskraft niederzustarren. Hat selten funktioniert. Deshalb habe ich angefangen, lächerlich genaue Gliederungen zu erstellen. Also nicht nur eine Gliederung für die gesamte Arbeit, sondern auch genaue Fahrpläne für die einzelnen Kapitel und Unterkapitel, um zu wissen, über welche Zwischenstopps ich von A nach B komme. Die minutiösen Gliederungen wurden dann zu Stichpunkten, die wurden mit Zitaten und anderen Belegen gespickt und irgendwann stand mehr oder minder die ganze Arbeit da. Die Stichpunkte musste ich nur noch in Sätze umwandeln – selbst Ideen für Überleitungen haben teilweise schon auf dem Blatt auf mich gewartet.

Das klappt nicht nur bei Hausarbeiten, sondern bei Sachtexten aller Art. Vorteile: Es fühlt sich nicht nach überwältigendem Schreiben an und man kann den roten Faden kaum verlieren. Schließlich hat man schon zu Beginn den Fahrplan und legt dann nur immer genauer und genauer den Streckenverlauf fest.

 

Gute Texte lesen

Es gibt in der Regel Gründe, warum man sich irgendwann mal zum Schreiben entschlossen hat. An die kann man sich nur im Alltag dummerweise nicht erinnern. Ich speichere deshalb Texte ab, die ich schön finde – teilweise wegen einzelner Formulierungen, die einfach so richtig sind, dass ich sie am liebsten rahmen will. Sobald mir so ein Text über den Weg läuft, setze ich fix ein Lesezeichen und schaffe mir dadurch eine Versicherung für die dunklen Zeiten. Wenn ich sie brauche, weil nichts in mir mehr gute oder auch nur zusammenhängende Sätze produzieren kann, dann sind die Texte nämlich griffbereit und können ihre Magie verbreiten. 15 bis 20 Minuten und ich hab mich meistens wieder neu in Sprache verliebt – und will unbedingt etwas mindestens halb so Gutes, Treffendes, Witziges schreiben. Der Ehrgeiz ist geweckt, die Ideen kommen fast von selbst. Oder ich suche zumindest sehr viel motivierter nach ihnen. Ist ja auch schon viel wert.

 

Einfach schreiben

Grund für eine Schreibblockade ist oft der innere Kritiker, der permanent sarkastische Kommentare zu jedem noch so kleinen Formulierungsversuch abgibt. Für diese letzte Methode soll er aber einfach mal gepflegt die Klappe halten. Ganz am Ende kann man ihn ja gerne wieder an den Tisch holen und er darf nach Herzenslaune rummaulen und dafür sorgen, dass Halbgares rausfliegt und Überleitungen präziser werden. Jetzt soll er aber erst mal in der Ecke sitzen und still vor sich hin schmollen – denn jetzt geht es nur darum, Text zu produzieren. Ob der gut ist oder nicht, spielt keine Rolle. Er soll einfach nur da sein.

Denn wenn irgendetwas da ist, hat man etwas, mit dem man arbeiten kann. Im Gegensatz zu diesem Nichts, das einen vom weißen Blatt aus anbrüllt. Also: Ready to rumble?


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